|  |   "ES 
              TUT UNS SEHR LEID,
  
              lieber Senat, eurem Verständnis 
              von Recht und Ordnung (Law and Order) zu entsprechen, wird uns nicht 
              gelingen. Wenn sie diese Site gelesen haben werden auch sie verstehen: 
               WIR 
              WOLLEN NICHT ANDERS!"  arbeitsparole: Flora bleibt unverträglich   Die 
              Rote Flora ist ein missliebiger 
              politischer Faktor im Stadtteil und darüber hinaus. Sie ist 
              ein Projekt, das für autonome Politikformen steht, aber strömungsübergreifend 
              genutzt wird. Viele Leute beziehen sich kulturell oder politisch 
              auf das Gebäude. Die Flora ist daher häufig Bestandteil 
              von größeren Mobilisierungen. Sie stellt ein Unruhepotential 
              im Rahmen der Sanierung und Aufwertung der umliegenden Stadtteile 
              dar und sie eines der wenigen noch besetzten Häuser in der 
              BRD und besitzt damit einen gewissen Seltenheitswert. Müllberge, Chaos und Anarchie verspricht der Mythos von besetzten 
              Häusern. Die Flora scheint dies zumindest was die Müllberge 
              und das Chaos angeht auch einzuhalten. Doch der Status als besetztes 
              Haus bedeutet für uns mehr als charmantes Ambiente. Zuallererst 
              stehen da die Möglichkeiten im Vordergrund, diesen Raum politisch 
              und kulturell zu füllen. Kaum ein Ort wirkt so stimulierend 
              und spektakulär wie Illegale. Die Organisationsform im Haus, 
              die Kommunikation nach außen und die Unterschiedlichkeit der 
              NutzerInnen ist in diesem Verhältnis entstanden. Natürlich 
              verdient dort auch niemand Geld. Alles Geld, das hereinkommt, wird 
              für den Erhalt des Gebäudes verwendet oder an andere kulturelle, 
              politische oder soziale Projekte gespendet. Die ganz praktische 
              Arbeitsweise ist somit eng verknüpft, mit dem ihr zugrundeliegenden 
              illegalen Terrain.
 Auch und schon immer oder schon wieder. Besetzte Räume sind 
              visuelle Brüche in der herrschenden Ordnung. Anregung und Zeitgeistmetapher 
              der Revolte. Die Rote Flora ist ein Ausdruck unserer nicht nachlassenden 
              Sehnsüchte nach Veränderung. Eine Wegmarke, gesetzt von 
              provozierenden NachtschwärmerInnen und melodramatischen Kämpfen. 
              Ein ständiger Alptraum im Koordinatensystem Stadtplanerinnen 
              und Aufstandsbekämpfer. Einfach ein störender Punkt in 
              ihrem Raster voller Harmonie und Einklang. Und wir lieben es wirklich, 
              solche Ärgernisse zu bereiten.
 Lebendigkeit erfahren solche Projekte wie die Flora nur darüber, 
              dass sie genutzt werden. Daher ist sie für uns nicht nur ein 
              Haus, sondern auch mehr. Die Summe politischen und kulturellen Handelns 
              in ihr und um sie herum. Selbstbestimmung und Kollektivität 
              sind in der Flora Phrasen zum Anfassen. Damit landen wir wieder 
              bei den Müllbergen, die Ausdruck unserer Erfolge aber auch 
              unseres Scheiterns sind. Weil steingewordene Utopien auch Enttäuschungen, 
              Ärger und Frust bedeuten, ist das Projekt einem ständigen 
              Wechsel unterworfen. Neue Menschen beginnen, sich in der Flora zu 
              engagieren, anderen reicht es erst mal, und sie machen Pause oder 
              hören ganz auf.
 Einige Räume werden von Gruppen neu genutzt, andere immer noch 
              wie in den ersten Tagen der Besetzung, wieder andere werden zur 
              Müllhalde und liegen brach. Aber in Wirklichkeit sind sie gar 
              nicht ungenutzt; sondern Gebiete, die wie Abbruchhäuser und 
              verwahrloste Plätze im öffentlichen Raum irgendwann ein 
              Eigenleben entwickeln und das vorherige zum Antagonismus erklären. 
              Also Hände aus den Hosentaschen und auf zur Erkundung der Stadt. 
              Überall sind Ort und Räume des Widerstandes. Wucherungen 
              der Flora und andere Unkräuter, die der herrschenden Ordnung 
              jede Nacht `delete yourself  you got no chance to win` ins 
              Ohr flüstern. Solange bis deren virtuelle Glückseligkeit 
              endgültig das Licht ausgehen wird. Watch out!
   geklaut aus der Festschrift "11 Jahre besetzt", 
              Nov. 2000     |