KALENDERPANDEN

Entrepotdok - Amsterdam

Am 31. oktober 2000 geräumt

(Stadtplan)

Die Kalenderpanden sind ein alter Lagerhallenkomplex, von dem ungefähr die Hälfte seit ein paar Jahren besetzt ist.
Der alte Bau soll fuer Luxusappartments saniert werden.
Das will zwar niemand, brächte der Gemeinde und dem Bauherrn aber 'ne Menge Kohle.
Die Kalenderpanden setzen dem kontinuierlich autonome Politik, Kultur von unten und ein selbstbestimmtes Wohnprojekt entgegen.
Vielen ist das Haus seit dem EU-Gipfel 1997 bekannt, wo es zahlreichen Auswärtigen als Pennplatz diente.
Es ist die mit Abstand groesste verbliebene Besetzung in Amsterdam. Das soll auch so bleiben!

Die Kalenderpanden sind eines der grössten besetzen Häuser in den Niederlanden.
Sie wurden im November 1996 besetzt, aus dem Pakhuis (Speicher) entwickelte sich ein Kulturprojekt, in dem 20 Menschen wohnen und arbeiten. Es gibt eine Kneipe, ein Kino, Sporträume, ein Piratensender, einmal woechentlich Vokue, mindestens 2 Konzerte pro Woche. Die Kalenderpanden sind in Amsterdam eine wichtige Anlaufstelle fuer unkommerzielle Veranstaltungen.
Während des Eurogipfels 1997 in Amsterdam waren die Kalenderpanden ein Informationspunkt fuer viele Demonstranten (vielleicht erinnert ihr euch), auch die Karawane der indischen Bauern hatte eine Woche Aufenthalt in den Kalenderpanden.


Gerichtsprozess Kalenderpanden vs. Amsterdam

Am 31. Januar 2000, gegen 13:30 fand ein weiterer wichtiger Prozess zum Erhalt des besetzten Zentrums Kalenderpanden, in Amsterdam statt. Nach mehreren bislang sowohl positiv wie auch negativ entschiedenen Prozessen ging es im Justitzzentrum Süd heute um einen weiteren Aufschub der Räumungsbewilligung fuer das seit 1996 besetzte Gebäude.
In diesem wichtigen Prozess, bei dessen negativen Ausgang die Räumung der Kalenderpanden unausweichlich scheint, ging es um viele Einzelpunkte, die sowohl politischer als auch formaljuristischer Natur waren.
So wurden zunächts von dem vorsitzenden Staatsanwalt nochmals der Stadtentwicklungplan für das im Osten gelegende Areal der Kalenderpanden erläutert. Zudem wurde mehrfach bekräftigt, dass eine Räumung des Gebäudes möglichst bald gescheen müsste.
Der Anwalt der Kalenderpanden, welcher zwei Bewohner des Hauses vertrat, machte in der Entgegnung darauf aufmerksam, dass die Räumung nicht entschieden werden koennte, solang nicht alle Denkmalschutzprozesse fertig verhandelt wären. Solang diese Entscheidungen nicht getroffen seien, scheinen laut Aussage des Anwalts der Kalenderpanden die bereits ausgesprochenen Baugenehmigungen auf wackeligen Füssen zu stehen.
Zudem wurde den Kalenderpanden kein Ersatzobjekt zur Verfügung gestellt.
Dies wurde jedoch vor 16 Jahren in einer Stadtratssitzung entschieden, in der über das Wohnprojekt "Wijers" verhandelt wurde.
Formaljuristisch sei es zudem nicht korrekt, dass einer der Bewohner des Hauses nicht zur Gerichtsverhandlung geladen wurde. Dieser sei zwar nicht in dem Haus gemeldet, jedoch schoen seit längerem der Stadt als Bewohner bekannt.

Im weiteren Verlauf des Prozesses wurde nochmals auf die wesentliche kulturelle Bedeutung des Projektes Kalenderpanden hingewiesen. In einem bekannten Stadtmagazin (Uit-Krant) erklärte der Bürgermeister von Amsterdam, es sei besonders wichtig auch "subkulturelle" Projekte zu unterstüzen.
Von der Gegenseite, der Stadt, wurde der Beschluss der Stadtverwaltung allen Projekten Ersatzobjekte zur Verfügung zu stellen als "altes Gesetz" bezeichnet, welches nicht mehr zeitgemäss sei. Insgesamt wirkte die Gegenpartei etwas verunsichert von dieser Eingabe und war nicht in der Lage dies zu entkräften. Ein Bewohner zeigte sich positiv überrascht von der "Sprachlosigkeit der Gegenpartei".
Der gesamte Prozess fand in einem speziellen Gerichtssaal, mit Glasscheibe zum Auditorium, statt. Die 25-30 Bewohner und Sympatisanten (und -Innen) entrollten vor der Verhandlung ein Transparent "Kalenderpanden blijven".
Der Richter, welcher in einem Prozess 1997 bereits in einem vorhergehenden Verfahren gegen die Kalenderpanden positiv entschied, wird das Urteil zum 10. April ausfertigen. Diese Praxis ist bei Zivilprozessen in den Niederlanden üblich.
Die Kalenderpanden bedanken sich hiermit ein weiteres Mal noch sehr herzlich ueber die breite Unterstuetzung, die auch aus vielen Menschen bestand die aus Deutschland angereist waren.


Stressfaktor über die Kalenderpanden
Stressfaktor 2
Nadir über die Kalenderpanden


AUTONOME ZENTREN ERKÄMPFEN UND VERTEIDIGEN - KALENDERPANDEN BLEIBEN - EAT THE RICH


Wenn es nach der amsterdamer Gemeinde und anderen Geldhaien geht, werden die Kalenderpanden in der heutigen Form nur noch wenige Monate (oder Wochen?) bestehen.
Autonome Freiräume in denen es Konzerte, Ausstellungen, Volksküche, eine Kneipe, kreative Arbeitsplätze, Ateliers und Raum für unkommerzielle Veranstaltungen gibt werden zerstört.
Auch die Wohnmöglichkeiten für die Menschen, die mit dem kommerziellen Dreck nichts zutun haben wollen, werden verschwinden.
Deshalb kämpfen wir für den Erhalt und die Ausbreitung des Kulturprojekts Kalenderpanden.

Die Gemeinde Amsterdam (Eigentümer) hat die Bewohner und Benutzer aufgefordert, das Gebäude zu verlassen.
Wir, die Bewohner und Benutzer wollen unser Wohn und Arbeitsprojekt behalten. Die Gemeinde hat sich in der Vergangenheit positiv ueber solche Projekte geäussert, aber wenn es darauf ankommt ein Projekt zu legalisieren, entscheidet sie sich lieber für den Verkauf und lässt das Gebäude räumen.
Anstatt selbstverwaltete Projekte als einen wichtigen Teil einer lebendigen Stadt zu sehen, werden sie zu Problemzonen erklärt.
Laut Bausenator Duco Stadig sollen Projekte wie die Kalenderpanden am Rande der Stadt entstehen, denn sie haben nur einem "marginalen Charakter". Somit ist noch mehr Platz im Zentrum fuer luxussanierte Häuser und ueberteuerte Geschäfte. Nur derjenige der Geld hat, hat noch was in der Innenstadt zu suchen. Die Stadt wird dadurch einseitig und kommerziell.
Wir die Bewohner und Benutzer werden mit allen Mitteln gegen die Pläne der Gemeinde Amsterdam, dem Markler (Boer Hartog Hooft) und dem Projektentwickler B.A.M. entgegenwirken!

Solidarität mit autonomen Projekten


Die Gemeinde Amsterdam (Eigentuemer) hat die Bewohner aufgefordert, das Gebaude zu verlassen.
Der Eigentümer will in Zusammenarbeit mit dem Makler Boer Hartog Hooft und dem Projektentwickeler B.A.M. 47 Luxuswohnungen bauen zum Preis von 1 Million pro Wohneinheit.
Der Eigentuemer hat eine Räumungsklage gegen die Bewohner und Benutzer des Gebäudes gestellt.
Wenn die Gemeinde denkt dass wir fuer diese Pläne unsere Freiräume wiederstandslos verlassen, hat sie sich getäuscht.
In Amsterdam wurden in den letzten Jahren mehrere selbstverwaltete Kulturprojekte wie die Kalenderpanden geräumt (z.B. Silo, Vrieshuis, OLVG). Wir wollen keine sauberen Innenstädte!


Mehr in Dok-Info (infocafé Aachen)

2001 Interview mit 'nem Entrepotdok-Besetzer