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trotzdem noch weg. Dabei sah ich noch, wie eine Frau, die auf der Kreuzung stehengeblieben war, weil sie nicht mehr weiter konnte, von vier Polizisten umringt und zusammengeschlagen wurde."

"Die Bullen hatten die Demonstranten bis zum Kleistpark getrieben. Von hinten kamen die Wannen. Wir bogen über die Hochkirchstraße über den Bautzener Platz in die Bautzener Straße ein. Dann kamen zehn Wannen von der Monumentenstraße und mehrere Wannen von den Yorckbrücken, worauf die Straße dicht war. Die Wannen hielten dort, fuhren aber auch auf die Bürgersteige und nahmen knüppelnd die Leute mit. Ich flüchtete, nachdem ich mich zuerst auf der Straße hinter einem LKW versteckt hatte, auf den dortigen Gewerbehof. Dort sah ich dann einen PKW mit Dachgepäckträger auf den Hof fahren. Vier Personen sprangen raus (zwei mit Knüppeln, zwei mit Riemen) und liefen zu einem dort abgestellten LKW-Anhänger. Sie haben geschrien, daß die Leute vom Wagen runter kommen sollten, sind aber selber hinaufgesprungen. Dann ging ich wieder auf die Straße zurück, kein Mensch mehr auf der Straße."

"Wir zogen uns auf ein offenes Gütergelände an der Bautzener Straße zurück. Dort versteckten wir uns, um die Mannschaftswagen vorbeizulassen. Plötzlich fuhr ein Personenwagen auf das Gelände, auf uns zu. Wir liefen los und zwei Männer verfolgten uns. Ich lief einem der beiden in die Arme und der andere kam von hinten. In der Annahme, daß Sie mich verhaften wollten, hob ich die Arme. Plötzlich kriegte ich einen Schlag auf den Hinterkopf und ging in die Knie. Der vor mir schlug mich ebenfalls auf den Kopf. Dann lag ich und sie deckten mich mit einem Hagel von Schlägen ein. Dann sagten sie 'Hau ab', sprangen in den Wagen und fuhren los. Ich hatte mich auf dem Boden zusammengerollt, so, daß sie mir vor allem die Knie, die Schultern, den Kopf und eine Hand zerschlugen. Ein Finger ist gebrochen."

Im Eifer des Gefechts geriet wohl auch die Disziplin der Ordnungshüter aus den Fugen:

"Sechs Wannen fuhren im Gegenverkehr auf der Bülowstraße zu, stiegen aus, schlugen mit ihren Knüppeln und Füßen die Scheibe ein, die am weitesten links Iiegt, drangen mit ca. 50 Polizisten in das Kaufhaus ein und kamen nach ca. 15 Sekunden wieder raus, stiegen in ihre Wannen und fuhren wieder fort."

"Vor dem Mehringhof standen etwa 40 bis 50 Leute, als drei Mannschaftswagen vorfuhren. Kurz darauf standen etwa 20 Bullen vor uns. Es kam Panik auf, so daß alle auf das Gelände des Mehringhofs rannten. Obwohl die Bullen darauf hingewiesen wurden, daß dies Privatgelände sei, kamen sie auf uns zu. Wir rannten weiter auf den zweiten Innenhof und versuchten die Tore zu schließen. Neben mir rissen die Bullen einen Mann zu Boden und schlugen auf ihn ein. Als ich dazu trat, schlugen sie mich. Alle anderen Leute hatten sich im Aufgang verschanzt. Dann wurde ich und eine andere Frau auf die Straße gedrängt."

In SO 36 klang der schöne Abend harmonisch aus.

"lch war erschöpft. Im U-Bahnhof Yorckstraße waren ein paar Leute versammelt. Eigentlich wollte ich nach Hause, aber Leute fragten, ob wir nicht noch in eine Kneipe gehen wollten. Am Kottbusser Tor stiegen wir aus. Am U-Bahnausgang bei Aldi standen etwa drei Wannen. Acht Polizisten gingen gerade in den U-Bahnhof. Wir gingen in die Oranienstraße, überall standen Polizisten. Ich blieb nicht lange, ich war zu müde.

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