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Dieser Beitrag wurde auf der Kundgebung vor der JVA Lehrter Straße am 17.1.81 verlesen:

Schädlichen Folgen des Freiheitsentzuges ist entgegenzuwirken.

          § 3.2 StVollzG

Schon wieder Verschleppung von vier Frauen aus der JVA Lehrterstraße
in die Bunkerzellen der Männerhaftanstalt Moabit.

Wie bereits im Oktober 80 wurden auch jetzt am 2.1.81 die Frauen unter Androhung von Gewalt, von einem Prügelkommando männlicher Polizisten einzeln nach Moabit gebracht. Zwei der Frauen wurden zuerst auf eine andere Station verlegt (isoliert); als sie auch dort noch wagten, gegen ihre Verlegung zu protestieren, wurden beide Frauen aus der Anstalt entfernt. Wir nehmen an, daß sie in den selben Bunkertrakt verschleppt wurden, doch ist dies nur eine Spekulation.

Es wurde keiner Frau die Möglichkeit gelassen, ihren Anwalt zu verständigen.

Das geschah alles an einem Freitag, dem Tag vor dem Wochenende, so daß auch niemand der anderen Gefangenen die Möglichkeit hat, einen Kontakt zu Anwälten herzustellen. Zufall oder Berechnung?

Die Frage erübrigt sich insoweit, als in weiser Voraussicht bereits die ganze Woche lang die gesamte Station isoliert wurde und Telefonsperre hatte. Es geht weiter: Der Anstaltsleiter hat schon für weitere vier Frauen eine dreiwöchige Bunkerstrafe beantragt! Diese Dinge sind nicht mehr als Disziplinarstrafen anzusehen - das ist, um mal Klartext zu reden: Isolationsfolter und Menschenvernichtung.

Verschleppung in den Bunker der UHA Moabit ist Psychoterror und Menschenfolter!

Vier Frauen haben das am eigenen Leib verspüren können, denn sie wurden am 2. Januar 81 in die Bunkerzellen von Moabit verlegt, zwei Frauen für eine Woche, die anderen beide für vier Tage. Es haben sich; seit der nach Jahren ersten Verschleppung vom 30.9.80 bis zu der jetzigen vom 2.1.81 zwar die hygienischen Zustände verbessert, was aber nichts ändert an der psychischen und somit auch gesundheitlichen Belastung, der man/frau ausgesetzt ist.
Als ich in den Bunker reinkam, gerade noch das Aufgebot von Bullen im Rücken - war ich vom ersten Eindruck geklatscht, denn das, was mir in die Augen sprang, übertraf alle meine Erwartungen:


Der Bunker ist ca. 3 m lang, 2.50 m breit, die Ecken der Wände sind abgerundet, auf der linken Seite ein Betonblock mit einer Matte drauf - als Bett (ca. 2 m lang und 1 m breit). Das Fenster besteht aus Glasbausteinen, von denen ein Baustein ca. 5 cm weit geöffnet werden kann, dieses wurde uns aber, nachdem wir versucht hatten, uns zu unterhalten, von außen geschlossen. Weitere Ent- und Belüftungen bestehen im Bunker nicht. In der Doppeltür sind unten Schlitze angebracht, an die wir uns öfter gelegt haben, um wenigstens mal, wenn auch nur Flurluft, etwas besser atmen zu können. Im Bunker befinden sich keine weiteren Gegenstände außer einem Eimer, der als Toilette dient; es wäre auch gar kein Platz. Dem Gefangenen bleibt nichts weiter übrig, als den ganzen Tag auf dem Bett rumzuhängen, das geht natürlich mächtig auf den Kreislauf und auf den Geist. Was sich bereits am zweiten Tag bemerkbar machte, weil wir auch keinen Hofgang hatten. Zur Verlegung ist keine von uns von einem Arzt untersucht worden. Das tägliche Erscheinen des Arztes im Bunker kann mensch nicht mehr Witz nennen, dazu ist die Sache zu traurig. Er betrat die Zelle, fragte, ob etwas vorliegt und bevor mensch antworten konnte, befand er sich bereits

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