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zerrten mich in den Wagen und warfen mich dort auf den Boden.

Ich habe keinen Widerstand geleistet. Dafür, daß ich nur im Hauseingang stand, und absolut nichts getan habe, habe ich fünf Zeugen, alle außer einem aus meinem Haus."

"Am Abend des 12. gegen 23 Uhr stand ich in der Reichenberger Straße gegenüber der Parkhauseinfahrt und beobachtete auf der anderen Straßenseite eine Gruppe von fünf oder sechs Jugendlichen, denen ein Polizist gegenüberstand. Einer der fünf hob plötzlich die Hände hoch wie im Western. Er wurde dann von dem Polizisten gegen die Hauswand gezerrt und dann auf die Straße zu den Wannen. Er verhielt sich dabei,wie auch vorher, völlig passiv. Ich kann euch kaum etwas mitteilen, außer, daß eben ab dem Moment, wo ich zusah, der Typ sich nicht wehrte, nicht verteidigte, nichts. Darauf habe ich geachtet - wie Leute sich in so einer Situation verhalten. In diesem Fall lautet die Anklage auf Widerstand gegen die Staatsgewalt.

Krawallmacher fassen und vor Gericht bringen

Viele Berliner fragen sich, ob die Polizei Möglichkeiten hat, KrawaIlen wie in Kreuzberg und in der City vorzubeugen. Nach Ansicht des Landespolizeidirektors Erhard Börner ist die beste Prävention, möglichst viele Straftäter zu fassen und schnell vor den Richter zu bringen: "Das schreckt ab und dezimiert außerdem das Potential der Extremisten." Erhard Börner: "Die Polizei hat auf die Gewalt reagiert. Für ein Einschreiten, bevor etwas passiert, fehlt der Polizei die gesetzliche Grundlage. Niemand, der sich in einer Menschenansammlung, zum Beispiel am Kurfürstendamm befindet, kann kontrolliert werden, nur weil wir glauben daß er Steine in den Taschen hat".

Solch eine Kontrolle wäre nach Ansicht des Landespolizeidirektors aber auch praktisch unmöglich. Die Ordnungshüter könnten bei dem großen Publikumsverkehr in der City den vielen Leuten mit Taschen nicht an der Nasenspitze ansehen, ob sie vom Einkaufen kommen oder Wurfmaterial transportierten.

Anders sieht das bei einer angemeldeten und genehmigten Demonstration aus. Hier die Polizei Teilnehmer stichprobenartig kontrollieren. Besuchern von Gaststätten oder Kinos empfiehlt die Polizei möglichst schnell den Ort der Krawalle zu verlassen.

Junge Frauen und Ausländer unter den Randalierern

Wenn man die 86 Personen, die bei den Krawallen von der Polizei als Straftäter oder unter dem Verdacht, Straftaten begangen zu haben, festgenommen wurden, ein bißchen näher untersucht, kommt man zur interessanten Resultaten: Nur drei werden zu den Bewohner eines besetzten Hauses gezählt. 42 Festgenommene wohnen nicht in Kreuzberg oder Neukölln. kein einziger hat Wohnungsprobleme.

Eine festgenommene Frau stammt aus der Schweiz. Zur Zeit wird geprüft, ob sie in ihrer Heimat an Hausbesetzungen oder Krawallen beteiligt war. Zwei Türken, ein Argentinier und ein Iraner stehen ebenfalls auf der Liste der Festgenommenen.

Eine große Zahle ist der Kriminalpolizei schon wegen anderer Straftaten bekannt. gegen mindestens 23 Festgenommene laufen Ermittlungsverfahren wegen Diebstahls, Sachbeschädigung und Betrug, Widerstand oder Körperverletzung.

Nach Berufen aufgegliedert stellen Schüler und Studenten mit 30 die größte Gruppe. Ein festgenommener Stadtinspektor und sieben Sozialarbeiter werden schwerer Straftaten beschuldigt. Unter den Festgenommenen ist die Hälfte erst 1975 aus dem Bundesgebiet nach Berlin gezogen. Kü

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