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der uns nach einer kurzen Auseinandersetzung durchließ."

"Demonstranten stehen auf dem Kudamm, ruhig. Plötzlich Panik. Die Bullen stürmen und drängen die Demonstranten in Richtung Gedächtniskirche. ... fällt hin, wir schaffen es, sie aufzuheben. In diesem Moment drehe ich mich um und sehe einen halben Meter hinter mir einen Bullen auf uns zu knüppeln. Er ist aus der geschlossenen Bullenreihe, ca. 2 Meter dahinter, vorgeprescht. Vor dieser Bullenkette liegt ein Demonstrant auf dem Boden, auf den sechs bis acht Bullen eintreten und einschlagen. Wir rennen weiter, es herrscht totale Panik. Wir sind dicht gedrängt vor dem Kranzler, ca. 300 Leute. Die Bullen ziehen den Ring um uns zusammen und schlagen auf die Schilder. Neben mir wird ein Mädchen vom Sani verbunden, der ganze Kopf. Es wird gesungen, um die Angst zu bekämpfen und auch um unsere Friedlichkeit zu äußern."

"Es kamen Leute auf uns zugelaufen, die uns zuschrien, daß die Bullen angefangen hätten zu knüppeln. Wir versuchten in die Fasanenstraße zu flüchten. Dabei wurden wir an die Häusermauern gedrängt und kamen nicht weiter. Dann war eine kleinere Gruppe von Leuten plötzlich von Bullen eingekreist. Die schrien, wir sollten verschwinden. Wir konnten aber nicht weg, weil sie um uns rumstanden, auf ihre Schilder trommelten und dann losschlugen. Mich traf ein Schlag auf den Kopf. Wir liefen dann weiter und wurden wieder eingekreist und noch mal von den Bullen verprügelt. Bei dem Versuch, den Bullen klarzumachen, daß wir gehen wollen, sie sollten uns nur lassen, schlugen sie mich wieder. Wir haben dann einen am Kopf blutenden Mann auf der Straße aufgelesen und sind mit ihm ins Krankenhaus gefahren."

Selbst Erste Hilfe-Maßnahmen und die Versorgung von Verletzten wurden von den "Freunden und Helfern" vereitelt bzw. behindert.

"Die Bullen stürmten und warfen eine Tränengasbombe, in die ich hineinlief. Da ich Asthmatiker bin, versuchte ich so schnell wie möglich dieses Gebiet zu verlassen. Ich nahm die Hände über den Kopf und versuchte mit Erklärungen über meine Krankheit durch die Polizeisperre an der Joachimsthaler Straße durchzukommen. Mittlerweile stützte mich ein Mädchen. Nach einiger Zeit ließen die Bullen mich und das Mädchen durch, hinter die Polizeisperre auf einen ruhigen Platz. Wir konnten nur sehr langsam gehen. Außerhalb der Sperre standen drei Wannen. Ein Bulle von dort kam auf uns zugerannt, mit schwingendem Knüppel. Ich duckte mich. Das Mädchen stand einen halben Meter hinter mir. Der Bulle sprang ihr in die Beine, sie fiel halb auf mich. Er schlug mit dem Knüppel auf ihren Kopf, sie brach zusammen und schien mir sofort bewußtlos. Blut spritzte. Der Bulle rannte weiter, ohne sich zu kümmern, in Richtung Polizeikette. Das Mädchen erschien mir sehr schwer verletzt. Ich war so schockiert, daß ich handlungsunfähig war."

"Wir, vier Leute, flüchteten in die Meinekestraße. In diesem Augenblick sah ich, wie ein Polizist einer Frau neben mir zweimal mit voller Kraft auf den Hinterkopf schlug. Die Frau brach zusammen. Ich hob sie auf und zog sie in einen Hauseingang. Einige Augenblicke später kam ein junger Mann in den Hauseingang, der eine schwere Verletzung am Nasenbein hatte und stark blutete. Zusätzlich war er schwer gehbehindert, weil er von einem Polizisten in die Hüfte getreten wurde, als er sich über eine verletzte Frau beugte, um ihr zu helfen. Nach einigen Minuten kam ein Sanitäter und

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