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die rigaer 84 wurde 1990 besetzt und 1991 durch mietverträge legalisiert.
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am 16.07.1997 brannte gegen 8:30 uhr der dachstuhl vom kompletten eckhaus (rigaer 84 und proskauer 10). nach aussage der kripo handelt es sich um brandstiftung, durch brand und löschmitteleinsatz wurden die wohnungen im 4.stock beschädigt. die anderen stockwerke waren unversehrt, trotzdem wurden beide häuser für alle bewohnerInnen baupolizeilich gesperrt. der damalige eigentümer war die stratford ltd., eine briefkastenfirma in england. wer dahinter steckte ist nach wie vor unklar. verwaltet wurden beide häuser von der hvg - hausverwaltungsgesellschaft mit sitz in berlin charlottenburg. diese firma nervte die bewohnerInnen der rigaer 84 seit jahren mit forderungen sich auf eine modernisierung einzulassen, was aber stets verhindert werden konnte. erst kurz vor dem brand verlor die hvg einen prozeß gegen die mieterInnen. der mann fürs grobe war ein gewisser manfred leubert, ein von der hvg beauftragter bauunternehmer. er war auch der mieter des eckladens (dem jetzigen sando), in dem es den ersten brand gab. auch damals stellte die kripo brandstiftung fest, es waren zudem bewohnerInnen ernsthaft gefährdet. die ermittlungen wurden nach auffällig kurzer zeit eingestellt. nach dem brand begann leubert den eckladen und die leerstehenden wohnungen in der proskauer 10 illegal zu sanieren. nun stand der ungestörten sanierung nur noch die beiden letzten mietparteien im 4.stock der proskauer 10 im wege. da sie sich, trotz abgestelltem strom und gas sowie mehreren unbegründeten kündigungen nicht vertreiben ließen, drohte leuben ihnen: "paßt gut auf, sonst lege ich oben feuer". es dauerte nicht allzu lange und es brannte tatsächlich der komplette dachstuhl. durch eine "heiße räumung" sollte möglicherweise auf einem anderen wege nachgeholfen werden. leubert wurde einen tag vor dem brand morgens auf dem dach der proskauer 10 gesehen. die sanierungsarbeiten waren aber schon seit mehreren wochen eingestellt worden. das gab der geschäftsführer der hvg (herr möller) auch offen in der presse zu. allerdings sollte dies der grund und das alibi sein, weshalb sich leubert die ganze zeit über in norddeutschland aufgehalten haben will. als krönende unverschämtheit behauptete möller, der brand sei von rivalisierenden hausbesetzern gelegt worden. beweise oder argumente für diese these gab es natürlich nicht. auch für die zweite brandstiftung hat die kripo keinen täter ermitteln können. wegen der beim brand und den löscharbeiten entstandenen schäden wurde das komplette haus baupolizeilich gesperrt.
zu dieser zeit war es leider keine seltenheit, daß spekulanten oder ehrgeizige hausbesitzer offensichtlich ihren vorstellungen etwas nachdruck verleihen wollten. so kam es auch in anderen häusern, wie z.b. der rigaer str.80 zu bränden oder anderen schikanösen aktionen.

unter dem druck der bewohnerInnen wurden die notwendigen instandsetzungsmaßnahmen in die wege geleitet und eine übliche, mietsteigernde modernisierung verhindert. diese baumaßnahmen wurden durch die hvg bewußt lange hinausgezögert. allein die tatsache, daß es sich um ex-besetztes haus handelt war für die polizei grund genug, stimmung gegen die bewohnerInnen zu machen und diese zu schikanieren. so wurde dem einwohnermeldeamt von der polizei mitgeteilt, der seitenflügel des hauses sei besetzt gewesen und nun geräumt. zwei transparente, welche über den brand informierten, wurden widerrechtlich von der polizei entfernt.

ein halbes jahr später wurde das haus von der werz & werz ohg gekauft. der neue eigentümer zeigte anderthalb jahre kein interesse, die zur entsperrung notwendigen reparaturen durchzuführen. stattdessen zog man es vor, illegal in wohnungen einzudringen oder mietverträge anzufechten. den bewohnerInnen war es zu dieser zeit verboten, ihre wohnungen zu betreten. erst im juli 1999 durften sie wieder in ihr haus. nach einer teilmodernisierung mit minimalen aufwand folgte die erste mieterhöhung. kurze zeit später erhielt der eigentümer durch das bezirksamt die genehmigung, das unter denkmalschutz stehende gebäude komplett zu sanieren. in diesem falle würde aus einem hausprojekt mit den klassischen gemeinschaftsräumen ein normales mietshaus mit 19 einzelwohnungen werden. um dem etwas entgegenzutreten, haben hausbewohnerInnen der R84 besuche bei herrn werz und dr.melcop, einem weiteren eigentümer, stattgefunden.

 

 

im herbst 1999 gab es dann unabhängig von der situation mit dem hausbesitzer
noch akuten stress mit unseren grünen clowns:


das umweltamt hatte im sommer ein amtshilfeersuchen an die berliner polizei gesendet, worin darum gebeten wird, bei lärmbelästigungen aus der rigaer str.83/84 sofort in die häuser einzudringen und die anlage zu beschlagnahmen. es existierte seit dem 9.8.1999 eine auflage für die rigaer Straße 83/84 von 20°° bis 7°° uhr "keine tonträger und musikinstrumente abzuspielen", sowie nicht laut zu streiten, keine hunde bellen zu lassen und es dürfen keine bierflaschen kaputt gemacht werden.

in der nach vom 3. zum 4.8.1999 drangen bullen durch eintreten der hoftür in die rigaer 84 ein, ohne um einlaß zu bitten, obwohl der lautsprecheraufforderung, die "laute" musik auszumachen, längst folge geleistet wurde. obwohl die beamten bestätigten, daß im haus kein lärm ist, beschlagnahmten sie auf befehl des einsatzleiters eine ausgeschaltete musikanlage aus einem dunklen leeren Zimmer, dessen türe zufällig nicht abgeschlossen war. währenddessen ging nun im nachbarhaus (rigaer 83) wirklich musik an. ein kleiner kassettenrecorder wurde aus solidarischen gründen ins fenster gestellt. mittlerweile waren auch schon mehrere menschen gekommen, um zu schauen, was das ganze theater soll. letztendlich standen den 200 personen etwa 100 bullen gegenüber. unter brutaler gewaltanwendung wurde dann die straße geräumt, wodurch sich rangeleien mit den bullen entwickelten. die gegenüberliegende unbeteiligte cocktailbar wurde auch in die bullenaktion mit einbezogen, was natürlich in der polizeilichen pressemitteilung nicht erwähnt wurde. durch die provokation der bullen flogen dann auch flaschen und steine, meist auf abfahrende wannen. insgesamt sollen sieben bullen verletzt worden sein. wahrscheinlich sind die bullen gestolpert, als sie in die menge reingerannt sind. jeder wollte ja als erster reinprügeln. von den zehn festgenommenen hat sich eine person etwas länger in haft befunden.

5.8.1999: spät abends fuhren zwei sixpacks vor die rigaer 94. die hemdbullen wollten eine ruhestörung unterbinden. doch leider war nichts zu hören. auch beim zweiten besuch war es ruhig. trotzdem standen kurz später fünf sixpacks, zwei wannen und eine zivi-gurke vor dem haus. zweimal rannten etwa zwanzig bullen mit helm und einer riesigen brechstange auf den hof, um nach fünf minuten wieder erfolglos rauszukommen. sie waren wohl die einzigsten, die da die ruhe störten. nach etwa einer stunde war der spuk auch schon wieder vorbei.

9.8.1999: in der rigaer 94 fand ein tolles punk-konzert statt. nachdem sie in den tagen zuvor ja schon wegen "ruhestörung" durch den kiez gerockert sind, hielten sie sich diesmal erstaunlich zurück. eine zivten-karre parkte in sichtweite und nur selten schlich mal ein sixpack durch die straße. doch die ruhe trügte: als das konzert zu ende war (die musik war auf der straße übrigens nicht zu hören), bog eine wanne nach der anderen vom bersarinplatz kommend in die rigaer straße. die 18(!) wannen hielten an, die weißbehelmten sprangen heraus und rannten in den hof der rigaer 94. dann das übliche spielchen: leute rumschubsen, anlage beschlagnahmen, platzverweise erteilen.

11.8.1999: so gegen 17°° uhr sperrten zwei wannen die rigaer straße zwischen proskauer und gabelsberger straße. in der proskauer straße stand der rest des fuhrparks, weitere acht wannen sowie ein lkw mit großer ladefläche. die insassen waren aber schon tätig. durch die proskauer 11 gelangten sie auf die dächer und schleppten ohne ende steine herunter. bei solchen aktionen soll sich wohl der nachbar denken, die bewohnerInnen seien gefährlich und haben steine auf das dach geschleppt, um sie auf die bullen zu werfen. fotos beweisen jedoch, die bullen haben einfach schornsteine abrissen, um die steine als beweismittel zu präsentieren. es gibt auch die info, daß sich am Tag zuvor schon bullen die dächer angeschaut haben sollen.

mittlerweile glich der kiez rund um die rigaer straße einem grün-weißen truppenübungsplatz. tag und nacht schleichen die wannen und ziviwagen durch die straßen. häuser werden mit taschenlampen abgeleuchtet, es herrscht mal wieder ausnahmezustand im kiez. das kennen wir ja schon.

17.8.1999: es stehen seit stunden zwei zivis vor den häusern und warten vergeblich auf eine ruhestörung. da hatten sie aus langeweile wohl eine dynamische idee: sie rufen ihre kollegen an, worauf bullen mit kampfuniform in die rigaer 84 stürmen. das transparent 'deutschland denken heißt auschwitz denken' hing bereits seit monaten am haus. trotzdem sahen sich die cops gezwungen, es zum todestag von rudolf heß mit der begründung "gefahr im vollzug" sicherzustellen. der einsatzleiter ist der meinung, daß es eine verunglimpfung der bundesrepublik deutschland sei. vielleicht kann er nicht so weit denken, daß das verbot des hinweises auf die geschichte eines landes (verknüpfung von gegenwart und vergangenheit) die annahme nahelegt, er wolle die vergangenheit nicht wahrhaben oder gar leugnen. es ist leider immer noch und wieder nötig, auf auschwitz hinzuweisen.
kurz nachdem die cops das transpi geklaut hatten gabs natürlich ein neues - unsere nachbarn hatten auch welche. wir lassen uns das maul nicht verbieten. nie wieder deutschland!

18.8.1999: um 20°° uhr fand am bersarinplatz eine demo unter dem motto "gegen nächtliche ruhestörung" statt. 400-500 leute zogen mit trillerpfeifen oder anderen lärminstrumenten durch den kiez. die demo-teilnehmerInnen hatten jeden menge spass!
die bullen kurvten jedoch noch die ganze nacht durch die rigaer strasse. gegen mitternacht hielten zwei wannen bei der liebigstrasse, die bullen steckten eine leiter zusammen, kletterten an einen balkon im ersten stock der liebigstr.14 und rissen ein transparent mit der aufschrift 'deutschland denken heißt auschwitz denken' herunter. na, sie werden damit nur erreichen, dass für jedes geklaute transpi zehn neue rausgehängt werden. ;o)

23.8.1999: nachdem es nun einige tage mal wieder ruhig war, kamen morgens die baubullen in die rigaer 84. später am nachmittag, so gegen 14°° Uhr, fuhren fünf wannen und ein sixpack vor. die bullen drangen ins haus ein und bauten eine türe aus.

24.8.1999: gegen die am tag zuvor von bullen aus der rigaer 84 ausgebaute türe demonstrierten etwa 150 menschen. sie zogen als trauermarsch für die "ermordete türe" vom bersarinplatz zum rathaus friedrichshain. etwa 200 bullen waren im einsatz. später in der nacht soll es noch eine nette freibier-party in der rigaer 84 gegeben haben.

seitdem war es relativ ruhig und ausser den üblichen briefverkehr wegen lärmbeschwerden gab es keine großen vorkommnisse.
im herbst 2006 ging dann mal wieder das gerücht rum, es stehe eine sanierung an. im november erreichte uns dann die offizielle ankündigung, worauf wir eine kaufabsicht für das haus signalisiert haben. wir werden das haus nicht freiwillig verlassen, um für irgendwelche langweiligen selfmade-e-business-spacken platz zu machen.

und was haben wir in der zukunft sonst noch vor? naja, allerhand. z.b. mikadostäbchenschnitzkurse, kostenloses glasaugenpolieren, die erste gemeinnützige bojenreparaturwerkstatt in friedrichshain und so weiter ....

no justice, no peace!
wenn ihr unser chaos stört, dann stören wir eure ordnung.