Internationale Allianzen gegen Fluggesellschaften
Die Kampagne »Deportation Class - Stoppt das Geschäft mit Abschiebungen«
greift Erfahrungen antirassistischer Initiativen in anderen europäischen
Ländern gegen Abschiebungen durch Fluggesellschaften auf. Denn während die
Regierungen der EU bei der Abschiebung schon seit langem intensiv zusammenarbeiten,
wissen die Protestbewegungen gegen die Abschottung der Festung Europa nur
sehr wenig voneinander. Die Kampagne gegen die Lufthansa will diese Lücke
schließen und agiert deshalb von vornherein international. So betreibt»Kein
Mensch ist illegal« gemeinsam mit dem »Autonoom Centrum« in Amsterdam
die Webside www.deportation-alliance.com.
Gezielte Aktionen gegen das Geschäft mit Abschiebungen haben die europäischen
Fluggesellschaften verunsichert.
4. Dezember 1996, Flughafen Schiphol, Amsterdam: Über Zwischendächer und
Feuerleitern gelangte eine kleine Gruppe niederländischer AktivistInnen
auf das Dach des zentralen Verwaltungsbüros der Fluggesellschaft Martin
Air. Während von oben ein riesiges Transparent mit Protestparolen herabgelassen
wurde, stürmte unten eine größere Gruppe den Haupteingang. Die BesetzerInnen
wollten die Angestellten mit Flugblättern und Plakaten über das Abschiebegeschäft
»ihrer Firma« informieren, denn Martin Air war hauptverantwortlich für Sammel-abschiebungen,
u.a. nach Zaire. In sogenannten Eurochartern wurden Flüchtlinge nicht nur
aus den Niederlanden, sondern auch aus Deutschland, Belgien und Frankreich
zusammen ausgeflogen. Das Sicherheitspersonal von Martin Air blockierte
zwar die geplante Direktinformation, doch Mr. Martin selbst war so beeindruckt,
dass er einen Gesprächstermin anbot. Als ihm eine Delegation des »Autonoom
Centrum« eine Kampagne für den Fall androhte, dass seine Fluggesellschaft
die Abschiebungen fortsetze, lenkte Mr. Martin überraschend ein. Er werde
es zwar nicht öffentlich bekanntgeben, doch Martin Air werde die Abschiebungen
einstellen. Sammelabschiebungen haben seitdem in den Niederlanden nicht
mehr stattgefunden. Inzwischen haben die niederländischen AktivistInnen
ihre Kampagne gegen KLM, die für Einzelabschiebungen bedeutendste holländische
Fluggesellschaft, ausgerichtet.
Proteste gegen Fluggesellschaften gab es auch in Frankreich und in Belgien.
In Paris besetzten im März 1999 mehrere hundert Menschen die Air France
Zentrale. Die Aktionen in Frankreich richteten sich aber auch gegen Air
Afrique, die Lufthansa und die belgische Sabena. Die Piloten der Sabena
erklärten nach dem Tod der Nigerianerin Semira Adamu, dass sie keine Abschiebehäftlinge
mehr in ihren Flugzeugen dulden würden. Elf Polizisten hatten Semira Adamu
gewaltsam in ein Flugzeug nach Togo verfrachten wollen und mit Hilfe eines
Kissens erstickt. Boykottdrohungen veranlassten die Sabena, vor jedem Abflug
zu prüfen, ob die Passagiere mit dem Flug einverstanden sind.