Interview mit der Kraaksprechstunde in Amsterdam

Dieses Interview wurd Ende August 1998 in Amsterdam mit einem Menschen der Kraaksprechstunde (Kraaksprechuur Oost) in Amsterdam geführt - viele subjektive Fragen etc.


Frage: Was ist die Kraaksprechstunde? Bild: Kraaksprechuur

Antwort: Das ist eine Sprechstunde wo Leute herkommen können, die keinen Wohnraum haben. Wo man informationen bekommt, wie man leere Häuser besetzt. Es ist eine Sprechstunde die hilft wenn Leute wissen das ein Haus leersteht. Das die dann mit unserer Hilfe das zusammen mit uns besetzten können.

Frage: Was sind das für Leute die zur Kraaksprchstunde kommen? Sind das Gruppen oder eher Einzelpersonen?

Antwort: Das sind Gruppen und einzelpersonen. Also das sind Gruppen die schon länger besetzt haben. Manche Gruppen haben da mehr erfahrung als andere - Aber das ist natürlich ganz normal. Und Einzelpersonen manchmal versuchen wir da Kooperationen mit Gruppen zu machen. Aber manchmal besetzen diese Einzelpersonen aber auch einzelne Wohnungen

Frage: Was macht ihr da genau für eine Beratung? Macht Ihr da eher Rechtsberatung oder technische Beratung?

Antwort: Beides! Es ist z.T. eine ganz technische Beratung - wie kommt man dahinter, ob ein Haus leersteht. Welche Instanzen muss man erreichen um dahinterzukommen. Was hat man während der Besetzung nötig - Wie kann man Elektriziät anschliessen - Aber auch Sachen wie groß ist die Chance, daß man da längere Zeit bleiben kann.

Frage: Wie alt sind die Leute, die zur Kraaksprechstunde kommen? Eher Jung und unerfahren?

Antwort: Das ist ganz unterschiedlich. Ziehmlich viel junge Leute die hier herkommen. Leute von 18, 19 bis etwa 25 - das ist die gröste Gruppe die hier herkommen. Aber wie haben auch ältere Leute und das sind garnicht mal so wenige. Wir haben auch 40 jährige die zur Kraaksprechstunde kommen.

Frage: Sind das eher Leute die schon lange auf der Straße leben und obdachlos sind - oder sind das eher so Kids die von zuhause ausziehen.

Antwort: Das ist unterschiedlich - Obwohl, es ist eher rar oder selten, daß wir Leute haben, die schon lange auf der Straße leben. Es sind im allgemeinen Leute die etwas mit der Besetzerszene zu tun haben. Davon gehört haben, von Freunden und Bekannten und dann sowas wie "wir wollen auch besetzen". Und manchmal sind das auch ganz einfach Stundenten die sagen wir haben halt Wohnraum nötig und die dann sagen: "wir besetzen jetz einfach!" Maanchmal kommen auch Leute her mit einer bestimmten Idee über besetzen.

Frage: Sind das viele Ausländer die kommen, oder Leute aus Amsterdam, aus dem Umland - Oder einfach: Wo kommen die Leute denn her?

Antwort: Das ist sehr gemischt. Obwohl man kann sagen viele Leute die hier besetzen sind doch keine Amsterdammer. Es kommen viele von ausserhalb. Es kommen auch viele Leute nach Amsterdam, um hier zu studieren. Um hier kulturell etwas zu betreiben oder zu machen. Zum Teil sind es auch Künstler die halt mehr als eine einfache Wohnung nötig haben. Und versuchen einen Raum zu finden wo sie sich besser einrichten können. UInd es sind auch ziemlich viele Ausländer. Viele EG-Bürger aber auch z.B. illegale die hier besetzen wollen, was z.T. ein Problem ist. mit den behörden z.B. Da versuchen wir auch eine gewisse Rolle zu spielen soweit das geht.

Frage: Wie läuft das denn im Allgemeinen so ab - die Leute gehen häufig zur Kraaksprechstunde oder kommen die häufiger?`

Antwort: Also wenn Leute etwas besetzen wollen ist das oft häufiger. Weil Leute ein zwei mal zur Information herkommen. Und dann die ganze Besetzung durchorganisiert wird. Ich denke zweimal ist für eine Besetzung so das Minimum. Es hängt natürlich auch sehr von der Erfahrung ab. Manche Leute muss man sehr viel begleiten und es gibt auch Projekte wo mann also (das sind dann wirkliche "Projekte") monate dran arbeitet. Wo mann ein großes Gebäude besetzt, dann muss man es mit seiner Gruppe sehr gut durchsprechen.

Frage: Und wie läuft das dann ab - Schlagt ihr dann vor was besetzt wird oder habt ihr da ein Repertoire?

Antwort: Es gibt da im Allgemeinen zwei Arten: Mann kommt selber her mit einer Wohnung: Die Dingsbumsstraße 12 die steht leer - Was wisst ihr davon? Dann kommt Teil zwei: Wir wissen hier in der Gegend, weil wir hier wohnen, arbeiten ziemlich genau was läuft, wo was leersteht. Versuchen aber auch das aktiv rauszukriegen. Das ist die zweite Informationsquelle. Das wenn jemand ein Haus sucht und die Person besetzen kann - sagen wir dann hey guck dir das mal an- Wir haben gesehen, das das leersteht und wir suchen weitere Informationen dazu.

Frage: Wird dann bei der Kraaksprechstunde nur der Ort festgelegt? Was macht Ihr noch?

Antwort: Also was besprochen wird - z.B. was für Informationen müssen weiter noch rausgesucht werden. Wie geht man mit der Presse um, wenn es ein grösseres Haus ist. Nicht für jede Etage, nicht für jede Wohnung schaltet man die Presse ein. Aber ist das nötig? Dann organisieren wir immer die Türaufbrecher. Die Türen müssen natürlich geöffnet werden - Da gibt es eigene Leute für. Wir organisieren die Adresse wo dann versammelt wird - Wir geben das dann auch weiter in der ganzen Besetzerszene. Auch nach der Besetzung begleiten wir die Leute noch. Das wenn bestimmte Behörden vorbeikommen. Und auch wenn es z.B. zu einer Alarmsituation kommt, dass die Leute wissen was sie machen müssen.

Frage: Sonntag wird ja anscheinend immer besetzt, gibt's denn da auch andere Tage?

Antwort: Es kommt auch mal vor, dass auch mal an einem anderen Tag besetzt wird. Aber, Sonntag ist schon ein bisschen der traditionelle Tag. Leute haben dann halt frei. Früher war dann auch die Erwägung, daß dann weniger Polizei da war. Und mann kann dan auch mehrere Besetzungen auf einem Tag machen.

Frage: Wie läuft das dann genau ab? Wo trifft man sich? Woher kommen denn die Leute

Antwort: Es sind die Kraaksprechstundenleute, die Leute, die das dann besetzen wollen. Und auch Leute von ausserhalb, von anderen Besetzerstunden. Manche Leute die wir kennen, aus Café-kreisen. Leute die schon längst in legalisierten Häusern wohnen. Leute die vor einem Jahr, vor einem Monat besetzt haben. Die gehen dann auch mit. Wir gehen dann halt viele Häuser ab und sagen: " Hey, da ist eine Besetzung!" Wir treffen uns dann auf so einer bestimmten Addresse. Also in der Nähe. Da wird nochmal durchgesprochen was besetzt wird, wer ist der Eigentümer, was können wir erwarten. Gibt es spezielle Sachen? Also ich meine, wenn die Polizeiwache in 300m Abstand ist. Dann wird es durchgesprochen dasss wir etwas schneller sein muessen. Ob es Probleme mit der Tür geben kann. dass wird auch oft gesagt, weil die Leute ja auch dafür da sind die Aufbrecher dann also zu schützen. Damit die nicht verhaftet werden können. Und wenn das besprochen ist, dann laufen wir halt los. Vor laufen halt immer die Aufbrecher, direkt dahinter Leute die bestimmte Dinge mitnehmen.

Frage: Was für Dinge?

Antwort: Naja, ein Stuhl, ein Tisch, ein Bett -

Frage: Was ist denn nötig bei einer Besetzung?

Antwort: Was wichtig ist ist doch bestimmte Papiere mitzunhemen, wie lange das leersteht, wer der Eigentümer ist. Weil wenn die Polizei dann sagt: "Hey wir haben hier gestern noch was gesehen, das ist garnicht leer!" damit man dann beweisen kann, dass es leer ist.

Frage: Die macht man selber die Papiere?

Antwort: Naja, die kann man abholen bei unterschiedlichen Instanzen. Wenn man z.B. ein Betrieb dort gefestigt war, dann kann man versuchen dahinterzukommen, wann der da aufgelöst wurde. Da gibt es Papiere von, das kann man also schriftlich bekommen. Was auch geht, wenn das Haus beschlagtnamt worden ist, also wenn der Eigentümer das nicht verkaufen kann sind das z.T. auch wichtige Papiere. Weil jedes mal wenn der Eigentümer der die Bullen sagen: "wir machen dies oder das" kann man das dann wiederlegen, gleich mit schriftlichem Material. Dieses "Tisch Stul und Bett" muss sofort in die Wohnung gestellt werden, weil man dann angibt: ich wohne in dieser Wohnung, ich habe Recht auf Hausfrieden. Dann muss die Polizei einen Durchsuchungsbefehl oder eine Räumungsklage oder sowas haben. sie muss einen juristischen Grund haben, in die Wohnung hineinzutreten. Der kann auch darin liegen, daß sie finden, daß dies ein Hausfriedensbruch von uns war. Aber das müssen sie dann meistens auch erst nachweisen. Das wird in unterschiedlichen Städten in den Niederlanden unterschiedlich gehandhabt wird. Hier in Amsterdam ist es so, daß die Polizei im Allgemeinen nicht sofort räumt, und im allgemeinen auch die Möglichkeit gibt noch einen Prozess dagegen zu führen. In anderen Städten wird oft viel schneller zu einer Räumung übergegangen. In Utrecht z.B. wird der Staatsanwalt das noch am selben Tag, bzw. am nächsten Tag verhandelt und der sagt dann, ob er dir Besetzung juristisch in Ordnung findet oder nicht. Und in manchen Städten wird dann auch gleich losgeknüppelt. Also das gibt es auch hier.

Frage: Hier?

Antwort: Ja, nicht hier in Amsterdam. In Den Haag z.B. - da ist die Polizei sehr antibesetzermäßig.

Frage: Amsterdam ist schon so etwa die liberale Stadt. Also wo besetzen noch sehr einfach ist?

Antwort: Ja, das ist schon ziehmlich einfach, Das kommt aber auch daher, daß hier noch viele besetzer da sind. Und viele von diesen Erungenschaften, da ging schon ein harter Kampf voraus. Und die Polizei hat im Moment wenig Lust wieder so einen Krach zu verursachen und diese Errungenschaften nicht so anzutasten. Man versucht das dann auf andere Art. Was im Moment im städtischen Raum hier in Amsterdam passiert ist einfach, daß die Häuser nicht so lange leerstehen. Weil die Wirtschaft enorm boomt. Und dass es auch nicht so viele Sachen zu besetzen gibt. Und das viele besetzte Häuser die schon lange besetzt sind - früher war es nicht wirtschaftlich für Spekulanten in Luxuswohnungen zu verwandeln. Jetzt sind die Mieten so entsätzlich hoch, daß viele Häuser die schon lange besetzt sind eine Räumung zu befürchten haben.

Frage: Wollen die Bestzer dann meist eine Legalisierung?

Antwort: Nein! Weil man an und für sich hier wohnen kann. Viele Besetzer haben doch einen Lebensstil, wo man ein, zwei Jahr besetzt, dann geräumt wird und dann halt wieder besetzen geht. Und so kann man sehr lange Zeit einen nomadischen Wohnstil haben. Es gibt wenig Besetzungen wo es gleich das Ziel ist auch eine kulturellen Raum für längere Zeit zu erhalten. Das kommt aber z.T. mit der writschaftlichen Lage die Preise sehr hoch sind. Un dauch schwierig ist soetwas zu erreichen. Man hat dann auch oft Mitarbeit der Gemeinde nötig - und die versuchen auch oft dagegenzuarbeiten.

Frage: Passiert es häufig das Häuser legalisiert werden? Oder wird häufiger geräumt?

Antwort: Es wird viel häufiger geräumt als legalisiert. Es kommt aber auch weil auch noch viele Häuser von privat besetz werden, wo garnich an eine Legalisierung gedacht wird. Aber es kommen schon auch Legalisierungen vor. Manchmal wird auch Wohnraum ausserhalb der besetzen Wohnungen angeboten, z.B. von Wohnungsbaugesellschaften.

Frage: Wie laufen denn die Räumungen ab?

Antwort: Also das hängt davon ab, ob die Bullen mit brutalem Räumgerät und Einsatz bereitschaften auflaufen oder nicht. Wenn sie denken die Wohnung ist nicht verbarikadiert, dann kann es dir passieren, daß die also mit zehn Bullen so einfach mal so morgens früh räumen. Wenn sie denken, die Wohnung ist ziehmlich schlimm verbarikadiert, das wird ein Problem - Dann weiß man manchmal schon Monate im voraus wann man geräumt wird. Aber in jedem Fall einen Tag vorherr, weil dann in der Gegend auch Zettel verteilt werden: "bitte fahren sie ihr Auto woanders hin, weil morgen in dieser Gegend eine Wohnung geärumt wird" Und man kann sogar bei der Gemeinde anrufen und fragen, wann das geräumt wird. Ein zwei Tage vorher findet man das dann raus.

Frage: Es gibt ja anscheinend feste Räumungstermine. Wieviele sind das denn so im Jahr?

Antwort: Das ist Unterschiedlich. 1997 waren es glaube ich vier. 1998 gab es schon zwei, aber das werden auch so drei oder vier werden. Also man spart dann Räumungen auf. Es werden dann an einem Termin so drei bis fünf Häuser geräumt - Das hängt davon ab wieviel arbeit das dann so ist. Und auch wieviel Häuser man dann so legal räumen kann. Weil es ist so wenn z.B. noch ein Prozess läuft, aber die Besetzer haben noch eine Frist, dann wird die Gemeinde diese Frist im Allgemeinen noch in Anspruch nehmen. Und in dieser Zeit wird nicht geräumt. Dann wird halt die Räumung verschoben.

Frage: Gibt es mehr Häuser oder mehr Wohnungen die besetzt sind?

Antwort: Ich denke, daß etwas mehr Wohnungen besetzt werden. Ja - es werden mehr Wohnungen besetzt aber auch ziemlich viele Häuser.

Frage: Wieviele Häuser, wieviele Wohnungen sind besetzt ungefähr?

Antwort: Im Moment vielleicht 50-60 Häuser und vielleicht so 100 Wohnungen. Aber von vielen wissen wir auch garnichts. Man kann halt organisiert besetzen, aber auch natürlich nicht organisiert.

Frage: Wieviel Prozent werden denn so legalisiert?

Antwort: Ich denke, daß von den Wohnungen vielleicht so 15% legalisiert werden. Aber der Rest wird dann schon auch geräumt - aber das kann unter Umständen auch sehr lange dauern. Aber das hängt wieder davon ab, in welchem Jahr die Wohnung besetzt wurde, und wo sie gelegen ist. Es kann sehr lange dauern, bis da überhaupt mal von Räumung gesprochen wird. Es hängt aber auch von den besetzern ab, was ihr eigentliches Ziel der Besetzung ist. Viele Leute sind froh, wenn sie irgendwo fünf Jahre gewohnt haben und die haben noch nie an legalisierung gedacht oder sie haben das nie ausgearbeitet.

Frage: Wie läuft denn so eine Räumung ab - Ist man gleich kriminalisiert, kommt man gleich in den Knast?

Antwort: Nein! Obwohl es auch hier kriminalisierungen gibt. Was z.B. passiert ist wenn es eine Räumung gibt und es wird mit Frabbomben geschmissen.

Frage: Das ist das übliche?

Antwort: Das ist die übliche Räumung das es mit Farbeiern Sachen und so verteidigt wird. Wenn das passiert, wird man verhaftet und wegen Landfriedensbruches, Hausfriedensbruches oder das "Nichtbefolgen eines amtlichen Befehls" angeklagt. Mann wird dann für ein paar Stunden festgehalten, es werden dann erkennungsdientliche Massnahmen durchgeführt.

Frage: Was denn ganau?

Antwort: Fingerabdrücke und Fotos. Aber wenn man schlau ist nennt man seinen Namen nicht und dann haben die halt nur Fingerabdrücke und Fotos. Das ist in Holland eine gesonderte Möglichkeit, die es so in Deutschland z.B. nicht gibt. Es wird eine andere Geschichte, wenn man mit mehr als nur mit Frabeiern schmeist, oder z.B. auch was die Geschichte von so einer Besetzung ist - Wir haben voriges jahr eine Besetzung gehabt, da haben wir so ein Haus wiederbesetzt, und da hat die Polizei ganz deutlich versucht zu kriminalisieren. Das geht dann meistens auf der Schiene ab: Was die Besetzer jetzt schon wieder kaputtgemacht haben, und das macht man z.T. sogar in der Presse. Es ist wirklich völlige Arroganz. Man sagt, das die Häuser in einem so schlimmen Zustand waren, obwohl das Häuser waren, die einen Tag später sofort abgerissen werden. Oder es hat einmal einen Fall ögegeben, wo der Polizeisprecher sagte: Sie haben sogar den Flur aus dem Haus gerissen, obwohl genau das Grund der Räumung war - weil das Bauarbeiten waren - also benutzung des Hauses und das war Grund zur Räumung. Also das versucht man in letzter instanz in den letzen paar Monaten schon. ganz deultich zu machen, daß Besetzer halt Leute sind die die Wohnung verdrecken aber politisch hat das alles nichts zu bedeuten. Es ist was bestimmte Leute in der Presse und die Polizei machen.

Frage: Gibt es hier auch Wagenburgen in Amsterdam?

Antwort: Nicht so viele! Es ist in Holland verhältnissmässig schwierig eine Wagenburg zu halten. Weil es bis vor kurzen ein Wohnwagengesetzt gab, wo es ziehmlich einfach war Wagenburgen zu räumen. Es gab aber an bestimmten Stellen der Stadt Wagenburgen für einige Zeit. Zum Beispiel in "Oost" hat sich für längere Zeit (1 1/2 Jahre) eine Wagenburg halten können. Jetzt gitb es eine neue Wagenburg in "Oost" Zwar eine sehr kleine Wagenburg, aber solche Sachen kann man schon machen - Man ist allerdings sehr vielen Schikanen ausgesetzt.

Frage: Die Leute von der Kraaksprechstunde arbeiten alle umsonst?

Antwort: Ja!

Frage: Kriegt Ihr manchmal was von den Besetzern?

Antwort: Naja, bis auf hin und wieder nen Bier manchmal. Also anfür sich nicht. Aber wir haben z.T. schon Bücher in denen Beschrieben steht, wie man Häuser besetzt , was man herraussuchen muss und da kriegen wir dann sehr wohl Geld für weil wir die ja auch einkaufen müssen. Aber sonst wird kein Geld bezahlt.

Frage: Warum machst Du die Kraaksprechstunde?

Antwort: Hmm, also ich besetze selber nicht, komme aber aus der Besetzerszene. Die anderen Leute aus der Sprechstunde wohnen auch noch alle besetzt. Wir finden es ahalt wichtig, das es in unserer Umgebung soetwas aufzubauen, daß es da mehrere besetzte Häuser gibt und das wir da einen für uns binteressantes sozialen Umfeld gestalten können. Wo man vielleicht auch politisch mal was mit anfangen kann.

Frage: Warum besetzt Du nicht selber auch?

Antwort: Naja, ich habe eine sehr schöne Mietwohnung.

Frage: Gitbs hier viele Künstler die besetzen? Oder sind das auch viele Asseln, die einfach besetzten müssen, weil sie nichts anderes finden.

Antwort: Das passiert hier an für sich sehr wenig. Was hier obdachlose oft machen ist, daß sie Häuser die im Anbau sind, die leerstehen, daß die da ne Fensterscheibe einschlagen und dort einfach übernachten. Dann kommt die Polizei und holt sie da wieder raus. Aber sie besetzen das nie richtig. Es geht sogar so weit, das die Polizei dann sogar sagt: Sachmal, könnt Ihr das nicht besetzen?

Frage: Gibt es hier auch viele stille Besetzungen, wo die Leute halt kein Transpi raushängen?

Antwort: Ja das gibt es hier auch!

Frage: Wieviele ungefähr?

Antwort: Das ist natürlich sehr schwer einzuschätzen! Es gab viele Jahre wo es 400 - 500 Besetzungen im Neubauviertel in der Stadt gab, weil da sehr viel leerstand. Wirklich sehr viel - Da sind in Hochhäusern aich so mal halbe Stockwerke besetzt worden. Aber das sind halt auch alles Leute gewesen, die haben gesehen, das steht leer, haben die Tür aufgebrochen und damit war das erledigt. Das passiert hier z.T. noch aber weniger.

Frage: Besetzen die Leute mehr als früher - Was hat sich in den letzten Jahren verändert hier in Amsterdam und seit wann gibt es den überhaupt Besetzungen?

Antwort: Also es wird seit den 60er Jahren schon besetzt. Wir haben eine lange Besetzergeschichte von 30 - 35 Jahren. Es ist dann 1970 - 1971 vom höchsten Gericht in Holland das Besetzen auch anerkannt. Also zum teil legalisiert. Weil z.T. für einen Hausfriedensbruch nötig war, das ein Haus benutzt werden mußte. Befriedetes Besitztum war nicht genug. Es ist dann sehr viel besetzt worden. Sagen wir mal in der Zeit 1987 - 1988 gab es dann einen Umschlag.

Frage: Es ist dann weniger geworden?

Antwort: Ja es wurde dann weniger. unter anderem weil die Besetzerbewegung auseinander gefallen ist.

Frage: Warum?

Antwort: Interner Krach!

Frage: Worüber? Bild: Frankrijk

Antwort: Zwischen Leuten die fanden, daß ein anderer Teil der Besetzer nicht politisch waren. Und sich z.T. einfach als Stalinisten verhalten haben . Und es hat so einen kleinen Krieg hier in Amsterdam gegeben - dazu gab es dann noch die juristische Lage, das es doch einfacher wurde Häuser zu halten. Naja, das sind so die Hauptgründe. Und seit 1993 ist es noch schwieriger geworden, weil dazugekommen ist, daß ein Haus jetzt ein Jahr leerstehen muss.

Frage: Gibt es hier Publikationen, Besetzerzeitschriften?

Antwort: Es gibt in Amsterdam die "Grachtenkrant". Das ist eine Zeitung die echt von Besetzern, echt durch besetzer geschrieben wird. Um die zubekommen, bezahlst Du 5,- Gluden pro Person pro Haus pro Monat. Und mit dem eingesammelten Geld werden dann auch Sachen bezahlt - Aktionen und unterstützung für andere Organisationen. Dann gibt es noch die Ravage (vormals N.N.) das ist eine Zeitung die auch über besetzungen schreibt. Aber nicht nur - die ist eher linkspolitisch gewichtet. Ausser in Amsterdam gibt es noch sehr viele andere Zeitschriften. Springstoff gibt es in Utrecht. Aktivist 024 gibt es auch noch.

Frage: Was wird in den Zeitungen so dikutiert oder geschrieben?

Antwort: Also in den Besetzerzeitschriften in Amsterdam werden oft sehr kurze Informationen gebeben über die letzte Besetzeraktion und in Holland wird in den Zeitungen sowieso nicht so viel diskutiert. Obwohl es jetzt Krach zwischen zwei Zeitungen gibt. Obwohl Diskussionen - Wir versuchen im Moment eine Diskussion über die Zukunft von besetzen in Amsterdam zu Organisieren - so einfach unter den Sprechstunden um einfach mal zu sehen, ob es da politische Ändereungen gitb. Ob wir unseren Kurs mal etwas ändern müssen. Oder ob besetzen in dieser Form überhaupt eine Zuklunft hat.

Frage: Was denkstz Du wie's weitergeht in Amsterdam

Antwort: Also wor ein paar Jahren hatten wir das Gefühl, das war so '95, das sehr viele Häuser kaum mehr zu halten waren. Das Gefühl, das gleich geräumt wurde und so. Die Situation hat sich in zwischen gelegt: Wir haben auch unterschiedliche Prozesse. Einerseits das aufgrund der wirtschaftlichen Lage einfach nichtmehr so viel leersteht, aber dennoch mehr als wir erwartet hatten. Das besetzen in 2000 wird weitergehen, weil es auch einfach immermehr Leute geben wird die die miete nicht mehr zahlen können, und sich dazu gezwungen fühlen Widerstand gegen diesen Staat hier zu leisten.


Postscript (gezippt)DownloadPDF-Format

zurück zur Hauptseite