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aber nicht gelang. Die Polizisten stürmten aus Richtung Uhlandstraße in Richtung Gedächtniskirche. An der Ecke Fasanenstraße sah ich, wie ganz links außen auf dem Bürgersteig eine Frau von mehreren Polizisten zusammengeknüppelt wurde. Ich rannte hin und half der Frau auf und schrie dabei mehrmals: "lhr Schweine." Gerade als die Frau wieder auf den Beinen war, hörte ich von hinten aus der Bullenkette den Befehl: "Greift euch den!". Ich versuchte mit der völlig desorientierten Frau abzuhauen, aber vor uns hatte sich schon eine neue Bullenkette gebildet, und wir kamen nicht durch. Sofort nach dem Befehl hatte mich ein Bulle von hinten gepackt. Er hielt mich an der Jacke fest. Ich konnte mich aber losmachen, scheiterte aber an der zweiten Bullenkette. Mehrere Bullen hielten mich fest und transportierten mich durch eine Gasse von Bullen, die mich Spießruten laufen lassen wollten. Einer der Bullen, der mich rechts gepackt hatte, versuchte seine Kollegen zu beschwichtigen, dennoch bekam ich mehrere Knüppelschläge in den Rücken. Die Hände hatte ich zum Schutz über dem Kopf verschränkt. Ich hörte Rufe wie "Gebts dem Steineschmeißer!". Da die Bullen trotzdem ihre Wut an mir abließen und weiterknüppelten, hielt der Bulle, der rechts neben mir ging, sein Schild über meinen Kopf, auf das ich die Schläge niederprasseln hörte. Ein Bulle mit wutverzerrtem Gesicht versuchte mir die Handschellen anzulegen, was nicht so schnell ging, da ich Handschuhe anhatte. Ich wehrte mich überhaupt nicht, sondern zog den Handschuh aus, damit mir der Bulle die Handschellen anlegen konnte. Er drohte: "Eine falsche Bewegung, und du kriegst Kloppe."

"lch stand in einer Gruppe von Bekannten auf dem Kudamm. Plötzlich ging eine panische Rennerei in Richtung Gedächtniskirche los. Ich habe einen Moment gezögert und mich umgedreht, habe die Bullen im Laufschritt anrücken sehen und bin dann hingeflogen. Es ging alles sehr schnell. Die Demonstranten gingen über mich hinweg, ohne mich niederzutrampeln. Dann kamen drei bis vier Reihen Bullen und aus jeder Reihe hat mir einer mit seinem Knüppel auf den Kopf geschlagen. Ich bin dann, als alles vorbei war, sofort von zwei Bullen hochgerissen worden und um die Ecke in Richtung Bullenwanne geschleift worden. Kommentar des einen Bullern: "Das ist ja ´ne Frau." Die Bullen haben mich getriezt, ich sollte schneller gehen, was mir schlecht möglich war, weil mir recht schwindlig war von der Knüppelei. Ich bin dann in eine Bullenwanne geschleudert worden. Vor mir wurde ein Typ reingeschleudert. Ich wurde draufgeschubst, Kommentar: "Kopf unten lassen." Damit mir das auch klar blieb, bekam ich auch ein Bullenknie in den Rücken, das mich runterdrückte. Uns wurde gesagt, wenn wir nicht unten blieben, würde es nochmal was setzen. Der Typ, auf dem ich lag rührte sich nicht, und ich hatte Angst, daß er bewußtlos ist. Ich hab ihn gefragt, was mit ihm los ist. Er hat geantwortet, daß er so schlecht Luft kriegt. Die Bullen haben uns angemacht, wir sollten die Schnauze halten. Es fielen Ausdrücke wie "Rote Sau, Kommunistensau ..."

"Gegen 21 Uhr bildeten die Bullen einen Ring um die Demonstranten, die den Kudamm auf- und abmarschiert sind. Die Bullen schmissen Tränengas und stürmten auf uns los. Wir fingen an zu Iaufen. Beim Laufen spürte ich einen dumpfen Schlag auf dem Kopf und auf meiner rechten Hand. Ein Sanitäter verband notdürftig meine blutende Platzwunde. Ein Mitdemonstrant hakte mich unter und versuchte mit mir aus dem Bullenkreis rauszukommen. Wir wurden mehrmals von den Bullen zurückgewiesen mit der Antwort "hier kommt niemand raus". Mein Mitdemonstrant machte den Leiter der Polizeitruppe ausfindig,

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