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Einer der Herumstehenden konnte nicht rechtzeitig zur Seite springen, wurde angefahren und am Bein schwer verletzt. Das Fahrzeug blieb in der Absperrung hängen. Aus dem Mannschaftswagen und den anderen Wagen, die inzwischen auch eingetroffen waren, wurden sofort Tränengaskörper geworfen. Daher war die Bergung des Verletzten sehr schwer. Ich bat einen Polizisten über Funk einen Krankenwagen zu rufen. Er erwiderte wörtlich: "Für euch doch nicht." Ich sagte ihm darauf, daß ich auch für ihn einen Krankenwagen gerufen hätte, wenn er ihn benötigt hätte. Das ließ ihn völlig unbeeindruckt. Als dann die Feuerwehr, die von einer jungen Frau von einem Lokal aus gerufen worden war, eintraf, wurde der Abtransport des Verletzten behindert, da einige Polizeibeamte Tränengaskörper in Richtung Feuerwehrauto geschossen hatten."

"Wahrend in der Zufahrtsstraße der Dresdener Straße die Fahrzeuge der Bullen mit hoher Geschwindigkeit reinfuhren, warteten im Erkelenzdamm mehrere Bullen, um einen Zusammenprall mit ihren Kollegen zu vermeiden."

"Am Abend des Freitag, 12.12.80, habe ich mich in der Oranienstraße in Berlin-Kreuzberg aufgehalten. Etwa gegen Mitternacht habe ich folgendes erlebt und beobachtet: An der Einmündung der Oranienstraße in den Oranienplatz lagen Bretter, Steine, Mülltonnen und mehrere große Blumenkübel aus Beton auf der Straße und machten die Fahrbahn für Fahrzeuge unpassierbar. Ich stand unmittelbar daneben an der Ecke Oranienstraße und Dresdener Straße, als mehrere Mannschaftswagen in hohem Tempo die Oranienstraße aus Richtung Heinrichplatz herunterkamen und vor dem Hindernis hielten. Ich nahm an, daß gleich Polizisten aus den Fahrzeugen springen würden und lief los, links um die Ecke, um durch die Dresdener Straße wegzukommen. Kaum war ich um die Ecke, als ich sah, daß auch aus der Dresdener Straße Polizisten angerannt kamen und ganz nahe mehrere Mannschaftswagen standen. Ich machte auf dem Absatz kehrt und rannte um die Hausecke zurück in die Oranienstraße. Der an dieser Stelle sehr enge Bürgersteig war voller rennender Menschen. Ich versuchte, aus dem Gewühl rauszukommen und wollte quer über die Fahrbahn der Oranienstraße laufen. Dabei erhielt ich von hinten einen Stoß und fiel zwischen die auf der Fahrbahn liegenden Gegenstände. In diesem Augenblick sah ich einen Mannschaftswagen aus der Dresdener Straße in spitzem WInkel auf mich zurasen, mit laut aufheulendem Motor. Der Wagen fuhr an mir in einer Entfernung von zwei bis drei Metern vorbei, bog vor dem Hindernis scharf ab und fuhr weg. Dicht hinter dem ersten folgte ein zweiter Mannschaftswagen, der ebenfalls mit laut aufheulendem Motor auf das Hindernis zufuhr. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich noch etliche Menschen vor dem Hindernis. Dieser zweite Wagen bog aber nicht scharf ab wie der erste, sondern fuhr in das Hindernis hinein.

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