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zu einer Menge von Demonstranten ca. zwei Meter von mir entfernt. Mir kam das wie eine Provokation der Bullen vor, um zu erreichen, daß ein paar Leute versuchen, mich zu befreien, so daß sie wieder voll reindreschen können. Ich konnte noch meinen Namen rufen, bevor ich in eine andere größere Wanne gestoßen wurde. Dort saßen schon ein Mann und eine Frau. Die Frau konnte ihren Arm kaum bewegen, da sie eins mit dem Schlagstock abbekommen hatte. Wir wurden in die Friesenstraße gebracht."

19.30 Uhr - Nach den zahlreichen Tränengaseinsätzen und brutalen Prügeleien von seiten der Polizei flogen Steine sowohl gegen Einsatzfahrzeuge als auch gegen die Scheiben von Aldi, Kaisers, Deutsche Bank und Sparkasse.

20.00 Uhr - Immer wieder fuhren Mannschaftswagen ziellos durch die Straßen, stoppten kurz, verhafteten Leute und warfen Tränengas. Panik und Wut wurden immer größer. Viele hundert Menschen sammelten sich mittlerweile am Kottbusser Tor und in den umliegenden Straßen.

"lch wurde am Freitag gegen 20 Uhr am Kotttbusser Tor verhaftet, als ich eine Freundin besuchen wollte. Ich wollte zur U-Bahn und befand mich am Eingang vor Kaisers Supermarkt. Da flogen Steine in die Scheiben und ich wich erstmal auf die Straße aus, dann noch weiter unter die Hochbahn. ln diesem Moment durchfuhren die Polizeiwagen eine Barrikade, die Polizisten sprangen heraus und rannten los. Völlig verwirrt rannte auch ich los in Richtung Görlitzer Bahnhof. Nach ein paar Metern versetzte mir jemand einen Stoß und ich stürzte, stand wieder auf und lief noch zwei Schritte, wurde dann mit einem Knüppel niedergeschlagen, alle Schläge auf den Kopf. Dann wurde ich an den Haaren gepackt und hochgezogen, dann von zwei Polizisten fotografiert, anschließend in eine Wanne, wo ein anderer Gefangener auf dem Boden lag, gebracht. Dann wurde noch eine Frau in die Wanne gebracht. Sie hatte einen Helm auf. Wir betonten alle drei, nur zugeschaut zu haben. Darauf kam die Antwort: "Ach was, mit Helm nur zugeguckt, wie!"

Zur gleichen Zeit begannen Plünderungen, woran alle Kreuzberger Bevölkerungsschichten beteiligt waren. Die Polizei schaltete sich hier zunächst nicht ein. Barrikaden in der Adalbertstraße, Naunynstraße, Oranienstraße und am Oranienplatz wurden errichtet, so daß hier nach kurzer Zeit kein Polizeifahrzeug mehr durchkam. Die Situation eskalierte von Minute zu Minute.

 

"Türken waren fassungslos" - 66 Polizisten verletzt

Straßenschlacht: Unter den Plünderern viele junge Frauen

MoPo BM/dpa Berlin, 14. Dez.

"Die rücksichtslos gegen Menschen, Sachen und die Allgemeinheit überhaupt gerichteten Aktionen werden nicht hingenommen. Vor weiteren Fällen des schweren Landfriedensbruch muß gewarnt werden." Das erklärte der Berliner Innensenator Peter Ulrich am Sonnabend, nachdem mehrere hundert militante Störer im Anschluß an eine versuchte Hausbesetzung in Kreuzberg der Polizei eine schwere nächtliche Straßenschlacht geliefert hatten. Bei den Auseinandersetzungen wurden 66 Polizeibeamte und eine unbekannte Zahl der Gewalttäter verletzt; die Höhe des Sachschadens war noch nicht zu übersehen.

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